In Schweden und Finnland war die Reformation ein politisches Manöver, geleitet vom König, aber das ist nicht der gesamte Hintergrund. Viele Mitglieder des Klerus hatten einen bedeutenden Einfluss auf den Ausgang der nördlichen Reformation. Immerhin handelte es sich in erster Linie um eine religiöse Angelegenheit und deshalb waren Theologen, Priester und Bischöfe dazu in der Lage, die religiösen Entscheidungen zu ändern.

In Schweden spielte Olavus Petri eine bedeutende Rolle in der Reformation. Er hatte in Wittenberg Theologie studiert und hatte Martin Luthers Ideen bereits sehr früh gehört. Nach seiner Rückkehr nach Schweden wurde er rasch zur Leitfigur der Reformation Schwedens, gemeinsam mit seinem Bruder Laurentius Petri. Sie organisierten die Kirche neu und übersetzten Texte in die Landessprache, dem Beispiel Luthers folgend. Olavus Petri war auch einer der allerersten Priester, die heirateten. Tatsächlich heiratete er sogar einige Monate vor Luther selbst, am 12. Februar 1525.

Viele finnische Priester studierten in Wittenberg und waren in der Reformation aktiv. Der bekannteste ist

Mikael Agricola. Eine Gravur aus dem 19. Jahrhundert von Albert Edelfelt. Wikimedia Commons.

Mikael Agricola, der der Reformator Finnlands genannt wird. Er wurde circa 1510 in Pernaja, in der Region Uusimaa geboren. Er studierte zuerst in Wyborg im östlichen Finnland, zog dann jedoch im Jahr 1528 nach Turku. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Martinus Teit ging er im Jahr 1536 nach Wittenberg, um Theologie zu studieren. Höchstwahrscheinlich besuchte Mikael Agricola als Student das Haus Martin Luthers. Phillip Melanchthon war während Agricolas Aufenthalt ein aktiverer Lehrer und Agricola spricht von ihm als „sein Lehrer“.

Agricola übersetzte viele Bücher ins Finnische und schrieb seine Werke auf Finnisch; sein Meisterwerk war die Übersetzung des Neuen Testaments ins Finnische. Er begann die Arbeit bereits in Wittenberg, gemeinsam mit seinem Freund Martinus Teit und Simon Henrici Wiburgensis, einem finnischen Priester, der später zum Professor an der Universität Wittenberg berufen wurde. Mikael Agricola war der einzige finnische Reformator, dem es gelang, seine Schreiben drucken zu lassen, und daher hatte er einen nachhaltigeren Einfluss und blieb länger in Erinnerung als die anderen.

Als Agricola im Jahr 1539 nach Turku zurückkehrte, wurde er zum Direktor der Domschule ernannt und im Jahr 1544 wurde er zum Bischof von Turku geweiht und war somit der erste lutherische Bischof von Finnland. Er war mit Pirjo Olavintytär („Birgitte, Tochter des Olavi“) verheiratet und hatte einen Sohn, Christian, der im Jahr 1584 Bischof von Tallinn wurde. Agricola starb im Jahr 1557, als er als Teil einer königlichen Delegation nach Moskau reiste, um über einen Friedensvertrag zu verhandeln.