Reformation in Finland

Exhibition on the Northern Reformation

Veranstalter und Quellennachweise

Die Ausstellung wurde vom Zentrum für Mittelalter- und Frühneuzeitforschung Turku, Universität Turku, Finnland, veranstaltet.

Die Ausstellung wurde großzügig von der Stadt Turku und dem Kirchengemeindeverband Turku und Kaarina finanziert.

 

Idee zur Ausstellung und Texte: Miika Norro

Die Texte basieren auf dem Buch Pohjoinen reformaatio [Die nordische Reformation], herausgegeben von Meri Heinonen und Marika Räsänen und publiziert vom Zentrum für Mittelalter- und Frühneuzeitforschung Turku und vom Historischen Verein Turku (Turun Historiallinen Yhdistys) in Turku im Jahr 2016.

Die Artikel der folgenden Autoren waren beim Verfassen der Texte für die Ausstellung von besonders großem Nutzen:

MA, Konservator Aki Arponen
Außerordentlicher Professor Janne Harjula
Dr. Meri Heinonen
Professorin Irmeli Helin
Professorin Kaisa Häkkinen
Tenure-Track-Professor Visa Immonen
Außerordentliche Professorin Anu Lahtinen
Außerordentliche Professorin Riitta Laitinen
Erzbischof Kari Mäkinen
Außerordentliche Professorin Susanna Niiranen
Außerordentliche Professorin Elina Räsänen
Dr. Marika Räsänen
Professorin Kirsi Salonen
Dr. Panu Savolainen
Außerordentliche Professorin Liisa Seppänen
MA Tanja Toropainen
Die folgenden Artikel, Bücher und Präsentationen wurden ebenfalls als Quellen für die Ausstellung verwendet:

Seppänen, Liisa: Reformaation vaikutus Turun kaupunkikuvaan ja kaupungin kehitykseen. [Der Einfluss der Reformation auf das Stadtbild und die Entwicklung von Turku]. In Reformaatio 500 vuotta – Reformation 500 år. Suomen kirkkohistoriallisen seuran vuosikirja 2016 – Finska kyrkohistoriska samfundet årskrift 2016. Suomen kirkkohistoriallinen seura, Helsinki 2016. S. 70–107.

Heininen, Simo: Mikael Agricola. Elämä ja teokset. [Das Leben und die Werke von Mikael Agricola]. Edita 2007.

Leskelä, Ilkka: Trade and the Known World. Finnish Priests’ and Laymen’s Networks in the Late Medieval Baltic Sea Region. [Handel und die bekannte Welt. Die Netzwerke der finnischen Priester und Laien im spätmittelalterlichen Ostseeraum.] In Re-forming Texts, Music, and Church Art in the Early Modern North. Herausgegeben von Tuomas M.S. Lehtonen und Linda Kaljundi. Crossing Boundaries. Turku Medieval and Early Modern Studies 2, Amsterdam University Press, Amsterdam 2016.

Portman, Anneli: Suomi tsaarien suussa – luterilaisen kansallisen identiteetin rakentumisesta 1800-luvulla. [Finnland in der Sprache der Zaren. Über die Entwicklung der finnischen nationalen Identität während des 19. Jahrhunderts.] Präsentation auf dem Seminar Reformation shaping culture and society in the past and in the present [Die Reformation als Gestalter der Kultur und der Gesellschaft in der Vergangenheit und in der Gegenwart] 15.-16.3.2017.

Sinnemäki, Kaius: Suomi – Pyhä kieli? [Finnisch – Eine heilige Sprache?] Präsentation auf dem Seminar Reformation shaping culture and society in the past and in the present [Die Reformation als Gestalter der Kultur und der Gesellschaft in der Vergangenheit und in der Gegenwart] 15.-16.3.2017.

 

Deutsche Übersetzung:
Fasttranslator.com

Korrekturleser des englischen Textes:
Damon Tringham

Illustrationen:
Die Bildnachweise sind bei jedem Bild in den Bildtexten angeführt worden.
Auswahl der Bilder: Miika Norro, Janne Aakko und Saara Penttinen.
Grafische Gestaltung und Druck:
Jani Kujanen, Kirchengemeindeverband Turku und Kaarina

 

Besonderer Dank

Professorin Marjo Kaartinen, Vorsitzende des Zentrums für Mittelalter- und Frühneuzeitforschung Turku

Dr. Meri Heinonen und Dr. Marika Räsänen, Herausgeber des Buches Pohjoinen reformaatio.

MA Katariina Ylikännö, Projektkoordinatorin, Kirchengemeindeverband Turku und Kaarina.

Kirchengemeindeverband Turku und Kaarina

Die Stadt Turku

Museumszentrum Turku

Exhibition Credits

The exhibition was created by the Turku Centre for Medieval and Early Modern Studies, University of Turku, Finland.

The exhibition was generously funded by the City of Turku and the Turku and Kaarina Parish Union.

Exhibition idea and texts
Miika Norro

The texts are based on the book Pohjoinen reformaatio [Northern Reformation], edited by Meri Heinonen and Marika Räsänen and published by the Turku Centre for Medieval and Early Modern Studies and the Turku Historical Association (Turun Historiallinen Yhdistys) in Turku in 2016.

The articles of following authors have been especially useful for the writing of the exhibition:

MA, Conservator Aki Arponen
Adjunct Professor Janne Harjula
Dr. Meri Heinonen
Professor Irmeli Helin
Professor Kaisa Häkkinen
Tenure Track Professor Visa Immonen
Adjunct Professor Anu Lahtinen
Adjunct Professor Riitta Laitinen
Archbishop Kari Mäkinen
Adjunct Professor Susanna Niiranen
Adjunct Professor Elina Räsänen
Dr. Marika Räsänen
Professor Kirsi Salonen
Dr. Panu Savolainen
Adjunct Professor Liisa Seppänen
MA Tanja Toropainen
The following articles, books, and presentations have also been used as a source for the exhibition:

Seppänen, Liisa: Reformaation vaikutus Turun kaupunkikuvaan ja kaupungin kehitykseen. [The Influence of the Reformation upon the Cityscape and Development of Turku]. In Reformaatio 500 vuotta – Reformation 500 år. Suomen kirkkohistoriallisen seuran vuosikirja 2016 – Finska kyrkohistoriska samfundet årskrift 2016. Suomen kirkkohistoriallinen seura, Helsinki 2016. 70–107.

Heininen, Simo: Mikael Agricola. Elämä ja teokset. [The Life and Works of Mikael Agricola]. Edita 2007.

Leskelä, Ilkka: Trade and the Known World. Finnish Priests’ and Laymen’s Networks in the Late Medieval Baltic Sea Region. In Re-forming Texts, Music, and Church Art in the Early Modern North. Edited by Tuomas M.S. Lehtonen and Linda Kaljundi. Crossing Boundaries. Turku Medieval and Early Modern Studies 2, Amsterdam University Press, Amsterdam 2016.

Portman, Anneli: Suomi tsaarien suussa – luterilaisen kansallisen identiteetin rakentumisesta 1800-luvulla. [Finland in the Speech of the Tsars. On the development of Finnish national identity during the 19th century.] Presentation at the seminar Reformation shaping culture and society in the past and in the present 15.-16.3.2017.

Sinnemäki, Kaius: Suomi – Pyhä kieli? [Finnish – A Sacred Language?] Presentation at the seminar Reformation shaping culture and society in the past and in the present 15.-16.3.2017.

 

German translation
Fasttranslator.com

Proof-reader for English text
Damon Tringham

Illustrations
Picture credits have been mentioned in the captions of every image.
Selection of images: Miika Norro, Janne Aakko and Saara Penttinen.

Graphic design and printing 
Jani Kujanen, Turku and Kaarina Parish Union

 

Special thanks

Professor Marjo Kaartinen, chairperson of Turku Centre for Medieval and Early Modern Studies

Dr. Meri Heinonen and Dr. Marika Räsänen, editors of the Pohjoinen reformaatio book.

MA Katariina Ylikännö, project co-ordinator, Turku and Kaarina Parish Union.

Turku and Kaarina Parish Union

The City of Turku

Turku Museum Centre

7. Lutherisches Finnland? Wie formte die Reformation die finnische Kultur und Identität?

Das Jahr des 500. Jahrestages der Reformation ist auch das Jahr des 100. Jahrestages der Unabhängigkeit Finnlands. Aber wie sehr hat die Reformation die finnische Kultur und Gesellschaft geformt?

Die Reformation führte zur finnischen Schriftsprache und spielte somit eine bedeutende Rolle in der Gestaltung Finnlands. Als sich die gedruckten Werke von Mikael Agricola in zahlreichen Kopien überall im Land verteilten, bildeten Sie eine Basis für eine schriftliche Standardsprache.

Eine gemeinsame Schriftsprache ermöglichte eine gemeinsame Identität zwischen verschiedenen finnischen Regionen. Das Schreiben erweiterte außerdem die Möglichkeiten der Sprache, indem ein neuer Wortschatz und neue Konzepte erschaffen wurden. Zuerst war es möglich, über Gott und Theologie auf Finnisch zu sprechen und zu schreiben, später über Wissenschaft, Philosophie, Ideologien und Politik.

 

Das Luthertum wurde auch als ein wesentliches Kennzeichen dafür betrachtet, ein Finne zu sein. Während der Zeit der lutherischen Orthodoxie im 17. Jahrhundert entwickelte sich das Luthertum zur einzigen erlaubten Religion. Es gab praktisch im gesamten Königreich keine anderen Religionen mehr.

Als Finnland im Jahr 1809 nach dem Finnischen Krieg (Teil der napoleonischen Kriege) vom Russischen Reich

Alexander I., Kaiser von Russland, leitet den Reichstag von Porvoo im Jahr 1809, wo der Kaiser Finnland das Recht gewährte, sich zum lutherischen Glauben zu bekennen. Gemälde von Emanuel Thelning. Wikimedia Commons.

annektiert wurde, fürchtete das finnische Volk eine Zwangskonvertierung zur Orthodoxie. Kaiser Alexander I. gewährte Finnland jedoch das Recht, sich zum lutherischen Glauben zu bekennen. Später, im Erwachen des Nationalismus, wurde der lutherische Glaube, gemeinsam mit der finnischen Sprache dazu verwendet zu definieren, wie Finnland sich vom Rest des Russischen Reichs unterschied.

Finnland wurde im Jahr 1917 unabhängig und im Jahr 1923 wurde ein Gesetz über Religionsfreiheit erlassen und somit war es möglich, aus der Kirche auszutreten. Der Mehrheit der Bevölkerung blieb jedoch lutherisch. Im Jahr 2016 waren immer noch 71,9 Prozent der Bevölkerung Mitglieder der Kirche, selbst wenn heutzutage viele nicht sehr religiös sind. Dennoch ist das Luthertum weiterhin ein tiefer Unterstrom in der finnischen Gesellschaft, selbst unter nichtreligiösen Menschen.

Im Jahr 2017, wo wir das doppelte Jubiläum der Reformation und der finnischen Unabhängigkeit feiern, kann Finnland stolz auf seine lutherischen Wurzeln sein. Finnland ist ein Wohlfahrtsstaat, wo der öffentliche Dienst medizinische Behandlung und soziale Sicherheit für jeden gewährleistet. Zudem ist das finnische Bildungssystem heute als eines der besten in der ganzen Welt bekannt. Dies sind indirekte Folgen der Reformation: Das Luthertum betonte die gemeinsame Verantwortung, sich um die Bedürftigen zu kümmern, und der katechumenale Unterricht bildete eine Basis für das Bildungssystem in Finnland.

 

Heute ist Finnland ein Teil der Europäischen Union und der globalisierten Welt und wir stehen globalen Problemen gegenüber, die wir nicht alleine bekämpfen können. Daher haben wir als das offizielle Thema für das Jubiläum der finnischen Unabhängigkeit gewählt: „Yhdessä“, „Gemeinsam“. Denn es muss gemeinsam geschehen, oder gar nicht, wenn wir die akuten Probleme unseres gemeinsamen Planeten und unserer gemeinsamen Menschlichkeit lösen sollen. Und gemeinsam mit dem Rest der Welt müssen wir eine bessere Zukunft für unsere Kinder bauen.

 

Ein feste Burg ist unser Gott

Die Hymne „Ein feste Burg ist unser Gott“ verdeutlicht sehr gut, wie der lutherische

Die Verkündigung des Weihnachtsfriedens in Turku im Jahr 2009, wo jedes Jahr die Hymne „Ein feste Burg ist unser Gott“ gesungen wird. Von Palosirkka, Original von LPfi. Wikimedia Commons. CC BY-SA 3.0.

Glaube und die finnische Identität in Finnland vermischt worden sind. Die Hymne ist auch anderswo in der evangelischen Welt wohlbekannt, aber in Finnland hat sie den Status einer „Nationalhymne“ erreicht. Sie wurde in den schicksalhaften Stunden der Nation gesungen, wie im Jahr 1939, als die finnische Delegation nach Moskau aufbrach, um mit der Sowjetunion Friedensverhandlungen zu führen. Die Hymne wird immer noch jedes Weihnachten während der Verkündigung des Weihnachtsfriedens gesungen, gemeinsam mit der finnischen Nationalhymne.

6. Die Stadt Turku als Zentrum der finnischen Reformation

Turku war die zweitgrößte Stadt im schwedischen Königreich sowie die administrative und kirchliche Hauptstadt Finnlands. Die Stadt wurde kurz vor Beginn des 14. Jahrhunderts gegründet, aber das Wachstum der Stadt wird von den 1360er Jahren an datiert und die Stadt erreichte ihre Blütezeit im 15. Jahrhundert.

Turku vor dem Großbrand von 1827. Von Carl Ludvig Engel – Digitale Sammlung der finnischen Nationalbibliothek. Wikimedia Commons.

Während des Mittelalters war die Kirche der bedeutendste Grundbesitzer in der Stadt, der Schätzung nach gehörten ihr circa 50 Prozent aller Grundstücke. Am Ende des Mittelalters gab es in Turku ungefähr 30 religiöse Bauwerke. Der Dom von Turku war das größte und prunkvollste Gebäude in der Stadt. Mit der Reformation wurden der Kirche nach und nach religiöse Bauwerke weggenommen, die dann zum Gebrauch für weltliche Aktivitäten umgewandelt wurden.

Der Dom war von einer Mauer umgeben und die meisten der wichtigen kirchlichen Gebäude befanden sich daneben. Das imposanteste Gebäude muss der Bischofspalast gewesen sein, erbaut vermutlich im Jahr 1429 von Bischof Magnus Olai Tavast. Laut archäologischen Zeugnissen war er ein ziemlich großes Bauwerk, vermutlich mit vielen Stockwerken. Mit der Reformation konfiszierte der König den Palast und er wurde für weltliche Zwecke verwendet. Der Palast verfiel im 17. Jahrhundert. Das Haus des Domkapitels, die Domschule, das Haus der Priester und der Wohnsitz des Domdechants befanden sich ebenfalls in der Nähe des Doms und wurden der Kirche weggenommen, um für den weltlichen Gebrauch eingesetzt oder dem Verfall überlassen zu werden. Insgesamt veränderte die Reformation durch ihre Säkularisierung das Stadtbild von Turku. Gebäude, die einst die Macht der Kirche repräsentierten, wurden symbolisch weltlichen Behörden übergeben.

Turku wurde beim Großbrand von 1827 vollständig verwüstet und daher sind außer dem Dom keine mittelalterlichen Gebäude erhalten. Von Gustaf Wilhelm Finnberg. Wikimedia Commons.

In Turku gab es im Mittelalter nur sehr wenige Kirchen, aber während der Reformation in den 1580er Jahren wurde der Bau zweier neuer Kirchengebäude in die Wege geleitet. Eine Kirche wurde in der Nähe des Doms für die Deutsch sprechenden Einwohner errichtet und eine andere für Finnisch sprechende Einwohner entstand am anderen Ufer des Flusses Aura. Diese Kirche wurde jedoch nie vollendet und wurde während des 17. Jahrhunderts zerstört. Die Ruinen der Kirche wurden im Zuge von Ausgrabungen im 20. Jahrhundert wiedergefunden und heutzutage wurde eine ökumenische Kapelle in den Ruinen unter der Erde errichtet, die von Touristen besucht werden kann.

Der Dom von Turku von außen. Heute umgeben ein Park und ein Platz den Dom. Hanna Oksanen/ Universität Turku

Das Stadtbild von Turku hat sich also während der Reformation auf vielfache Weise gewandelt, aber mehr als durch religiöse Ideen wurde das Gesicht der Stadt vom Feuer verändert. Turku brannte während des 16. Jahrhunderts mindestens zwölf Mal teilweise nieder. Das letzte große Feuer ereignete sich im Jahr 1827, als drei Viertel der Stadt vollkommen verwüstet wurden. Nach dem Feuer wurde Turku wiederaufgebaut und das Schloss und der Dom sind die einzigen mittelalterlichen Gebäude, die erhalten geblieben sind. Die Ruinen des mittelalterlichen Turkus können jedoch unterirdisch im Museum Aboa Vetus et Ars Nova besucht werden.

 

Das Dominikanerkloster in Turku

Der Dominikanerorden traf zu Beginn des 13. Jahrhunderts in Finnland ein und gründete Klöster in Turku und in Wyborg. Die Dominikaner hatten einen großen Einfluss auf das finnische kirchliche und politische Leben im Mittelalter. Nach der Reformation lief die Aktivität des Ordens rasch aus. Das Kloster in Turku wurde offiziell im Jahr 1536 geschlossen und ein großes Feuer verwüstete das Kloster im darauffolgenden Jahr und zerstörte alle Gebäude des Klosters. Die Brüder des Klosters zerstreuten sich und wurden Priester in Gemeinden. Wir wissen, dass der letzte Prior des Klosters, Michael Michaelis, Vikar in Taivassalo wurde und dass ihm sein Sohn in dieser Position nachfolgte. Das Kloster geriet in Turku sehr bald in Vergessenheit und im 19. Jahrhundert wusste niemand mehr, wo sich das Kloster befunden hatte.

5. Die Kirche ändert sich

Die Reformation war kein sehr schneller Vorgang in Finnland. Änderungen im Leben der Kirche wurden schrittweise durchgeführt. Manche Änderungen wurden erst Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte nach Beginn der Reformation abgeschlossen. Besonders die geistige Einstellung änderte sich vermutlich nur sehr langsam.

Die finnischen Laien hörten vermutlich nicht in Finnland zum ersten Mal von der Reformation, sondern in den Hansestädten Tallinn oder Gdansk, die sie regelmäßig besuchten. Sie hatten auch zu anderen Städten an den Küsten der Ostsee enge Kontakte. Sowohl Gdansk als auch Tallinn wurden bereits in den frühen 1520er Jahren reformiert und es ist durchaus wahrscheinlich, dass Finnen die reformatorischen Aufstände in diesen Städten miterlebten und vielleicht sogar daran teilnahmen.

Innerhalb des Doms von Turku. Das Innere des Doms wurde während der Reformation stark verändert. Die Kirche erlitt im Jahr 1827 großen Schaden im Großbrand von Turku und das Innere wurde daraufhin vollständig erneuert. Janne Tunturi.

Das finnische Volk hatte somit zumindest bereits von den Ereignissen der Reformation gehört, als diese im Jahr 1527 offiziell im Schwedischen Reich begann. Trotzdem änderte die Reformation die finnische Kultur und Gesellschaft nicht sehr schnell. Die erste sichtbare Veränderung geschah, als die Krone den Großteil der Wertgegenstände wie Reliquiare, Metallkreuze und andere Gegenstände aus wertvollen Metallen von der Kirche einholte. Dies reduzierte die Pracht der Kirchen und beeinflusste so vermutlich auch das geistige Bild von der Kirche.

Die Krone übertrug auch zwei Drittel des Einkommens der Kirche auf sich selbst. Dies beeinträchtigte die Möglichkeiten der Gemeinden, neue Kirchengebäude zu bauen oder auch nur die existierenden instand zu setzen. Während des gesamten 16. Jahrhunderts wurden so gut wie keine neuen Kirchen gebaut. Der Dom von Turku geriet in einen sehr schlechten Zustand, derart, dass sich der neu ernannte Bischof von Turku, Isaacus Rothovius, im Jahr 1627 darüber beklagte, dass sogar das Dach der Kirche vollständig kaputt sei und es im Winter in die Kirche schneie.

Die Liturgie wurde den Prinzipien der Reformation folgend geändert. Die Landessprache wurde für die gesamte Messe verwendet. Rituale, die als katholisch betrachtet wurden, und Gebete, die an Heilige oder an die

Eine sehr gut erhaltene mittelalterliche Statue der Madonna mit Kind. CC BY 4.0, The National Museum of Finland

Jungfrau Maria gerichtet waren, wurden schrittweise aufgegeben. Weihwasser, Salböl und geweihtes Salz wurden nicht mehr verwendet. Die Seitenaltäre sollten nicht mehr verwendet werden, aber der Wandel ging auch in dieser Hinsicht nur sehr langsam vonstatten, da Bischof Rothovius im 17. Jahrhundert Maßnahmen treffen musste, um den Gebrauch der Seitenaltäre in seiner Kathedrale abzuschaffen.

Insgesamt schien das erste Jahrhundert nach der Reformation eher eine Zeit eines langsamen Rückgangs gewesen zu sein. Erst nach 1627 begann die Reformation neue Strukturen für die Kirche zu erschaffen. Die Kirche als ein öffentlicher Raum sollte nun die lutherisch-orthodoxe Glaubenslehre und die soziale Hierarchie manifestieren. Es wurden neue Bänke für die Kirchen gebaut, streng in einer hierarchischen Ordnung organisiert. Jede Person hatte ihren eigenen Platz, ihrer sozialen Stellung entsprechend. Auch neue Kanzeln wurden gebaut, um die zentrale Rolle der Predigt in der lutherischen Liturgie zu betonen.

 

Ikonoklasmus in Finnland

Die Statue der Madonna mit Kind, mit abgeschnittener Nase. CC BY 4.0 The National Museum of Finland.

Es gibt keine schriftlichen Beweise für Ikonoklasmus in Finnland und eine

vergleichsweise hohe Zahl an mittelalterlichen Statuen von Heiligen sind in Finnland erhalten geblieben. Dennoch wurden die Statuen nicht in Ruhe gelassen. Stattdessen wurden sie vermutlich aus den Schreinen, in denen sie standen, herausgenommen und somit wurde ihre heilige Ausstrahlung vermindert. Die Statuen wurden auch ihres Schmuckes oder ihrer Kronen aus wertvollen Metallen beraubt, als der König die Wertgegenstände der Kirche in Besitz nahm.

Es gibt auch ein paar Anzeichen für einen möglichen Ikonoklasmus, da die Nasen vieler Statuen abgebrochen sind, als ob sie abgeschnitten wurden. Auf jeden Fall wurden die Statuen in den Jahrhunderten nach der Reformation umgewandelt, wiederverwendet oder dem Verfall überlassen. Was gemalte Fresken betrifft, so wurden diese im 16. Jahrhundert größtenteils intakt gelassen, aber in manchen Kirchen wurden sie viel später, im 18. und 19. Jahrhundert, überdeckt.

 

Die Reliquien des Doms von Turku

Nach der Reformation verloren die Reliquien von Heiligen ihre Bedeutung als heilige

Die Steine aus Getsemani, eines der erhaltenen Relikte aus dem Dom von Turku. Aki Arponen.

Gegenstände und wurden nicht mehr verehrt. Es gab jedoch keine klaren Anweisungen, was nach der Reformation mit diesen Reliquien geschehen sollte. Im Dom von Turku wurden einige der Reliquien im Hinterzimmer der Sakristei aufbewahrt, geschützt vor den zahlreichen Feuern, die die Kathedrale verwüsteten. Zu den Reliquien zählen das Fragment eines Knochens, das dem heiligen Pankratius zugeschrieben wird, Steine aus Getsemani und ein Totenschädel und zwei Knochen eines Unterarms, möglicherweise eine Reliquie des heiligen Heinrichs, des Schutzpatrons von Finnland. Es scheint also, dass die Reliquien auch noch nach der Reformation für wichtig gehalten wurden, obwohl sie nicht mehr verehrt wurden.

4. Erschaffung der finnischen Schriftsprache

In Schweden und Finnland sollte im Gottesdienst ab 1537 die Landessprache verwendet werden. Daher mussten Texte ins Finnische übersetzt werden. Es hatte bereits vor der Reformation einige liturgische Texte auf Finnisch gegeben (wie das Ave-Maria oder das Vaterunser), aber die ersten erhaltenen finnischen Texte stammen aus der Zeit der Reformation.

Der größte der erhaltenen Kodizes ist nach Mathias West benannt, dem Kaplan und Schulmeister der Stadt Rauma, der die beinhalteten Texte aus älteren Quellen kopierte. Offenbar der älteste der finnischen Kodizes ist das Fragment aus dem Evangeliar von Uppsala, geschaffen und vorgesehen für den Gebrauch in Schweden. Dies erscheint vielleicht ein wenig merkwürdig, aber es gibt eine ganz natürliche Erklärung dafür, da sich in Schweden eine große Anzahl Finnisch sprechender Einwohner befand. Tatsächlich war die erste Gemeinde, die einen finnischen Priester ins Amt berief, die finnischsprachige Gemeinde in Stockholm. Neben diesen beiden Kodizes existieren verhältnismäßig viele andere erhaltene Manuskripte.

Die ältesten gedruckten Bücher auf Finnisch sind die Werke von Mikael Agricola. Agricola hatte einige Mitarbeiter bei seinen Übersetzungsprojekten, also arbeitete er nicht ganz alleine. Trotzdem war Agricola ein relativ produktiver Übersetzer und Autor. Als erstes veröffentlichte er sein Abckiria, ein kurzes ABC-Buch und ein Katechismus, vermutlich im Jahr 1543. Das Buch war von Luthers, Melanchthons und Andreas Osianders Katechismen inspiriert und enthielt übersetzte Ausschnitte aus diesen Werken. Das Ave-Maria-Gebet war ebenfalls ein Teil des Buches und zeigt somit, dass der Wechsel von der katholischen zur protestantischen Theologie nicht immer sehr schlagartig vonstattenging und viele katholische Bräuche nach der Reformation noch recht lange Zeit in Finnland fortlebten.

Danach veröffentlichte Agricola im Jahr 1544 sein Rucouskiria, ein sehr großes und umfangreiches Gebetbuch. Agricolas Meisterwerk, Se Wsi Testamentti, die finnische Übersetzung des Neuen Testaments, wurde im Jahr

Mikael Agricola überreicht König Gustav Wasa die Übersetzung des Neuen Testaments. Dieses Treffen fand vermutlich nie wirklich statt, aber das Bild veranschaulicht gut die neue hierarchische Ordnung der Kirche und der Krone nach der Reformation. Robert Wilhelm Ekman, 1853. Wikimedia Commons.

1548 veröffentlicht, nach vielen Problemen in der Finanzierung des teuren Drucks. Danach veröffentlichte Agricola drei liturgische Bücher und Übersetzungen des Buches der Psalmen und einiger prophetischer Bücher des Alten Testaments.

Mikael Agricola und seine Zeitgenossen erschufen die finnische Schriftsprache, was eine sehr anspruchsvolle, aber wichtige Aufgabe für die Zukunft Finnlands war. Da die Sprache in der Messe verwendet und niedergeschrieben wurde, beeinflusste dies bestimmt die Identität des finnischen Volks. Der Sprache wurde eine Position verliehen, die bisher nur Latein und Schwedisch innehatten. Die Sprache und das gemeine Volk bekamen für sich selbst große Bedeutung. Teile der Bibel und theologische Werke ins Finnische zu übersetzen bedeutete, dass völlig neue Ideen und Konzepte in die Sprache eingeführt wurden. Dies wiederum ermöglichte die Geburt einer theologischen, juristischen, philosophischen und in gewissem Ausmaß politischen Debatte in finnischer Sprache.

Indem die Schriftsprache geschaffen wurde, wurde auch die Vereinigung der verschiedenen finnischen Dialekte zu einer standardisierten Sprache möglich. Dies war vielleicht eine notwendige Voraussetzung für die Entwicklung einer gemeinsamen nationalen Identität.

 

Biblia

Das erste Blatt der Biblia, der finnischen Übersetzung der gesamten Bibel aus dem Jahr 1642. Wikimedia Commons

Das finnische Neue Testament wurde im Jahr 1548 von Mikael Agricola veröffentlicht, aber danach dauerte es immer noch beinahe hundert Jahre, bis die gesamte Bibel auf Finnisch publiziert wurde. Die „Biblia“, oder die „gesamte Heilige Bibel auf Finnisch“ wurde im Jahr 1642 veröffentlicht. Es wurde ein Dankgottesdienst in Finnland organisiert, um diesem historischen Ereignis zu gedenken. Die Bibel wurde der schwedischen Königin Christina gewidmet, die, irgendwie ironisch, nur zwölf Jahre später zum Katholizismus konvertierte. Die Biblia war ein sehr wichtiger Schritt für die finnische Schriftsprache: Sie schuf eine Sprache für Finnland, die eine einheitliche Standardsprache genannt werden kann.

 

 

 

 

3. Mikael Agricola und andere Reformatoren Finnlands

In Schweden und Finnland war die Reformation ein politisches Manöver, geleitet vom König, aber das ist nicht der gesamte Hintergrund. Viele Mitglieder des Klerus hatten einen bedeutenden Einfluss auf den Ausgang der nördlichen Reformation. Immerhin handelte es sich in erster Linie um eine religiöse Angelegenheit und deshalb waren Theologen, Priester und Bischöfe dazu in der Lage, die religiösen Entscheidungen zu ändern.

In Schweden spielte Olavus Petri eine bedeutende Rolle in der Reformation. Er hatte in Wittenberg Theologie studiert und hatte Martin Luthers Ideen bereits sehr früh gehört. Nach seiner Rückkehr nach Schweden wurde er rasch zur Leitfigur der Reformation Schwedens, gemeinsam mit seinem Bruder Laurentius Petri. Sie organisierten die Kirche neu und übersetzten Texte in die Landessprache, dem Beispiel Luthers folgend. Olavus Petri war auch einer der allerersten Priester, die heirateten. Tatsächlich heiratete er sogar einige Monate vor Luther selbst, am 12. Februar 1525.

Viele finnische Priester studierten in Wittenberg und waren in der Reformation aktiv. Der bekannteste ist

Mikael Agricola. Eine Gravur aus dem 19. Jahrhundert von Albert Edelfelt. Wikimedia Commons.

Mikael Agricola, der der Reformator Finnlands genannt wird. Er wurde circa 1510 in Pernaja, in der Region Uusimaa geboren. Er studierte zuerst in Wyborg im östlichen Finnland, zog dann jedoch im Jahr 1528 nach Turku. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Martinus Teit ging er im Jahr 1536 nach Wittenberg, um Theologie zu studieren. Höchstwahrscheinlich besuchte Mikael Agricola als Student das Haus Martin Luthers. Phillip Melanchthon war während Agricolas Aufenthalt ein aktiverer Lehrer und Agricola spricht von ihm als „sein Lehrer“.

Agricola übersetzte viele Bücher ins Finnische und schrieb seine Werke auf Finnisch; sein Meisterwerk war die Übersetzung des Neuen Testaments ins Finnische. Er begann die Arbeit bereits in Wittenberg, gemeinsam mit seinem Freund Martinus Teit und Simon Henrici Wiburgensis, einem finnischen Priester, der später zum Professor an der Universität Wittenberg berufen wurde. Mikael Agricola war der einzige finnische Reformator, dem es gelang, seine Schreiben drucken zu lassen, und daher hatte er einen nachhaltigeren Einfluss und blieb länger in Erinnerung als die anderen.

Als Agricola im Jahr 1539 nach Turku zurückkehrte, wurde er zum Direktor der Domschule ernannt und im Jahr 1544 wurde er zum Bischof von Turku geweiht und war somit der erste lutherische Bischof von Finnland. Er war mit Pirjo Olavintytär („Birgitte, Tochter des Olavi“) verheiratet und hatte einen Sohn, Christian, der im Jahr 1584 Bischof von Tallinn wurde. Agricola starb im Jahr 1557, als er als Teil einer königlichen Delegation nach Moskau reiste, um über einen Friedensvertrag zu verhandeln.

2. Die Reformation in Schweden und Finnland

König Gustav Wasa. Jacob Binck. Wikimedia Commons.

Gustav Wasa, der neu gewählte König von Schweden, sah sich einem ernsten Problem gegenüber, als sein Land kurz vor dem Bankrott stand. In dieser Situation machte man den König mit den neuen protestantischen Ideen bekannt, die die Kirche kritisierten, dass sie zu viel Macht und Reichtümer besitze. Der König beschloss, sein Land dem Luthertum zuzuführen. Das entscheidende Ereignis war die Einberufung des Schwedischen Reichstags, des schwedischen Parlaments, im Jahr 1527 in der Stadt Västerås. Der Reichstag befahl Bischöfen und Domkapiteln, dem König einen Bericht über ihr Eigentum vorzulegen, und der König übernahm dann den Löwenanteil der Güter der Kirche. Wichtige kirchliche Positionen wurden mit Personen besetzt, die der lutherischen Sache geneigt waren, und der König wurde anstelle des Papstes zum Oberhaupt der Kirche bestimmt.

Nach dem Tod König Gustavs I. im Jahr 1560 wurde sein Sohn Erik XIV. zum König gekrönt, aber er wurde bald wegen psychischer Instabilität entthront. Daraufhin wurde im Jahr 1568 sein Bruder Johann gekrönt. König Johann III. war mit der polnischen Prinzessin Katharina Jagiellonica verheiratet und hatte versprochen, ihren Sohn Sigismund im katholischen Glauben zu erziehen.

König Johann III. interessierte sich für den katholischen Glauben. Dies ist möglicherweise auf die Tatsache zurückzuführen, dass es um die wirtschaftliche Lage des Landes immer noch ziemlich schlecht beschaffen war

König Johann III.: Johan Baptista van Uther. Schwedisches Nationalmuseum. Wikimedia Commons.

und der Papst ihm möglicherweise geholfen hätte, einen Teil des sagenhaften Vermögens seiner Schwiegermutter zu bekommen. Königin Katharina spielte eine beträchtliche Rolle in den Verhandlungen und war die bedeutendste Gestalt der Gegenreformation in Schweden. Trotz aller Bemühungen wurden die Beziehungen zum Heiligen Stuhl nicht besser.

Als König Johann III. im Jahr 1592 starb, erbte sein katholischer Sohn Sigismund die schwedische Krone. Sigismund war jedoch bereits König von Polen-Litauen und dazu verpflichtet, dort zu leben. Da Sigismund nicht in der Lage war, rasch auf die veränderte Situation in Schweden zu reagieren, ergriff sein Onkel, König Johanns Bruder, Herzog Karl die Initiative und berief eine Versammlung in Uppsala ein. Dort wurde der lutherische Glaube als die Religion des Schwedischen Reichs bestätigt. Als Sigismund in Schweden eintraf, musste er die Entscheidungen der Versammlung von Uppsala vor seiner Krönung akzeptieren. Dies bedeutete, dass obwohl er nominell das Oberhaupt der schwedischen Kirche war, er keine Katholiken zu Erzbischöfen ernennen konnte, und seine Befugnisse als Monarch wurden auch in anderer Hinsicht eingeschränkt.

Sigismund musste nach Polen-Litauen zurückkehren und während seiner Abwesenheit wurde Herzog Karl rasch das De-facto-Oberhaupt von Schweden und befand sich bald im offenen Krieg mit König Sigismund. Die Feindseligkeiten zwischen Herzog Karl und König Sigismund zogen besonders Finnland in Mitleidenschaft, da sie Aufstände und einen kleinen Bürgerkrieg im Land verursachten. Die Adeligen in Finnland blieben Sigismund bis zum Jahr 1599 treu, aber schlussendlich riss Herzog Karl das gesamte Königreich an sich und wurde zum König gekrönt. Seine Krönung besiegelte endgültig, dass Schweden und Finnland lutherische Länder wurden.

 

Adelige

Die Adeligen in Finnland hatten eine praktische Einstellung zur Religion inmitten der Reformation. Religion war ihnen nicht gleichgültig, aber die Reformation hatte sehr praktische Folgen. Zum Beispiel, wenn Nonnenklöster geschlossen würden, wie sollten die unverheirateten Frauen der Familie versorgt werden? Wie sollte sichergestellt werden, dass die Familie das Land, das sie der Kirche in der katholischen Zeit gestiftet hatte, wieder zurückbekam?

Einige Adelige in Finnland mögen mit der katholischen Sache sympathisiert haben – zumindest Klaus Eriksson Fleming, einer der höchsten Beamten in Schweden, unterstützte den katholischen König Sigismund und beschenkte einige katholische Priester. Er war sogar der Idee wohlgeneigt, Finnland von Schweden zu trennen und in Polen-Litauen zu integrieren. Sein Tod im Jahr 1597 machte diesen Plänen ein Ende.

 

Gegenreformation in Finnland

Königin Katharina Jagiellonica war die zentrale Gestalt der Gegenreformation Schwedens und Finnlands. Sie hatte enge Kontakte zu Polen-Litauen, von wo der Legat des Papstes die missio Suetica („Mission in Schweden“) koordinierte. Der Plan war es, Schlüsselpositionen in Schweden mit Katholiken zu besetzen und König Johann III., der dem Katholizismus bereits sympathisch gegenüberstand, zu beeinflussen. Katharina unterstützte auch viele katholische Priester und Laien, wie auch die Klöster in Vadstena und Nådendal. Sie half auch Jesuiten, die nach Schweden gesandt worden waren.

Finnland hegte mehr Sympathien zum Katholizismus als Schweden und viele katholische Bräuche blieben unter den Laien auch noch viele Jahrzehnte nach der Reformation in Gebrauch. Zum Beispiel Rosenkränze wurden in Finnland noch im 17. Jahrhundert als Bestandteil der Marienverehrung verwendet.

1. Finnland vor der Reformation

Herzlich willkommen zu dieser Roll-Up-Ausstellung über die Reformation in Finnland! Finnland ist heute ein Land, wo die Mehrheit der Einwohner Lutheraner sind. In der Reformationszeit jedoch war nicht klar, ob Finnland lutherisch würde oder nicht – es gab sogar Zeiten, in denen Finnland zum Katholizismus zurückkehren hätte können. Um die finnische Reformation zu verstehen, müssen wir unsere Reise im Mittelalter beginnen, als Finnland katholisch und ein Teil des Schwedischen Reichs war.

 

Finnland – ein Land zwischen Ost und West

Die Gravur zeigt den ersten Kreuzzug nach Finnland, während dessen die Finnen angeblich zum Christentum bekehrt wurden. Wikimedia Commons.

Die Christianisierung geschah in Finnland schrittweise, zuerst durch Handel und kulturelle Kontakte und später vermutlich durch einzelne Missionare. Die Kirche schuf in der Mitte des 12. Jahrhunderts eine Struktur von Pfarrgemeinden im westlichen Finnland und gleichzeitig wurde Finnland vom Königreich Schweden annektiert.

Die Region Finnland wurde von Schweden und Nowgorod umkämpft, und von der römisch-katholischen und der ost-orthodoxen Kirche. Während des Mittelalters wurde Finnland ein Bestandteil Schwedens und der Katholizismus wurde zur vorherrschenden Religion. In den östlichen Teilen Finnlands jedoch behielt die ost-orthodoxe Kirche ihre dominante Position inne und die orthodoxe Kirche hat immer noch eine offizielle Position in Finnland.

Turku war die politische und die kirchliche Hauptstadt Finnlands; hier befanden sich der Bischofssitz und das Domkapitel. Am Ende des Mittelalters war Turku die zweitgrößte Stadt im Schwedischen Reich und hatte enge wirtschaftliche Beziehungen zu den Hansestädten in der Region der Ostsee.

 

Die Kalmarer Union

Vom Jahr 1397 an war Schweden ein Teil der Kalmarer Union, die die Königreiche Schweden, Dänemark und

Eine Schiffsflagge aus der Zeit der Kalmarer Union mit den Wappen von Dänemark, Schweden, Norwegen und Pommern. Illustration von Julius Magnus Petersen, 1882. Wikimedia Commons.

Norwegen unter einem gemeinsamen Monarchen vereinigte. Die Union befand sich seit dem Tod von Königin Margarethe I. im Jahr 1412 beinahe fortwährend in Aufruhr, da Schweden und Dänemark verschiedene Interessen in der internationalen Politik hatten. In Schweden gab es im Laufe des 15. Jahrhunderts viele Rebellionen gegen das Bündnis unter dänischer Führung. Schließlich, im Jahr 1520, eroberte der König von Dänemark Christian III. Stockholm, die Hauptstadt Schwedens zurück. Während seiner Krönungszeremonie ließ er viele schwedische Adelige hinrichten, ein Ereignis, das als das Stockholmer Blutbad bekannt ist.

Dies resultierte in einer weiteren Rebellion gegen die Dänen, geführt von dem jungen Adeligen Gustav Wasa. Es

Der triumphierende Gustav Wasa zieht im Jahr 1523 in Stockholm ein. Gemälde von Johan Gustaf Sandberg. Wikimedia Commons.

gelang ihm, Dänemark zu besiegen, Schweden aus der Kalmarer Union loszulösen und sich im Jahr 1523 die schwedische Krone zu sichern. Selbst als ein gekrönter König war die Situation alles andere als einfach für Gustav Wasa. Er hatte im Krieg enorme Mengen an Geld verbraucht und der Staat hatte hohe Schulden bei der Hansestadt Lübeck. Gleichzeitig war Wasa nicht der Einzige, der Interesse an der schwedischen Krone hatte, und er hatte viele Rivalen in der schwedischen Aristokratie. In dieser Situation schien die wohlhabende katholische Kirche mit ihren mächtigen Bischöfen eine ernstzunehmende Drohung für Gustav Wasa zu sein.

7. Lutheran Finland? How Did the Reformation Shape Finnish Culture and Identity?

The year of the 500th anniversary of the Reformation is also the year of the 100th anniversary of Finnish independence. How much did the Reformation shape Finnish culture and society?

The Reformation gave rise to written Finnish, having thus a considerable role in the making of Finland. As the printed works of Mikael Agricola spread in multiple copies throughout the country, they formed a basis for a standard written language.

A common written language made possible a shared identity between the different regions of Finland. Writing also expanded the possibilities of the language by creating new vocabulary and concepts. First, it enabled one to speak and write about God and theology in Finnish, later about science, philosophy, ideologies and politics.

 

Lutheranism also came to be considered a central feature of being Finnish. During the period of Lutheran orthodoxy in the 17th century, Lutheranism became the only permitted religion. Virtually no other religions were left anywhere in the kingdom.

Alexander I, Emperor of Russia, presiding over the Diet of Porvoo in 1809, where the Emperor conceded to Finland the right to profess the Lutheran faith. Painting by Emanuel Thelning. Wikimedia Commons.

When Finland was annexed to the Russian Empire in 1809 following the Finnish War (part of the Napoleonic Wars), Finnish people feared a forced conversion to Orthodoxy. The Emperor Alexander I, however, conceded to Finland the right to profess the Lutheran faith. Later, in the wake of nationalism, the Lutheran faith, together with the Finnish language, was then used to define how Finland was different from the rest of the Russian Empire.

Finland gained independence in 1917, and in 1923 a law permitting freedom of religion was enacted thus enabling individuals to leave the Church. However, the majority of the population remained Lutheran, and in 2016, 71.9 per cent of the population are still members of the Church. Even if today many are not very religious, nonetheless, Lutheranism is still a deep undercurrent in the Finnish society, even among non-religious people.

In 2017, as we are celebrating the double anniversaries of the Reformation and of Finnish independence, Finland can be proud of its Lutheran roots. Finland is a welfare state, in which public services ensure medical treatment and social security for everyone. Moreover, the Finnish educational system is today renowned as one of the best in the world. These are indirect consequences of the Reformation: Lutheranism emphasised the common responsibility of the society to take care of those in need, and the catechumenal teaching formed a basis for the educational system of Finland.

 

Today, Finland is a part of the European Union and of the globalised world, and we face global problems which we cannot fight on our own. Therefore, we have chosen the word “Yhdessä”, “Together”, to be the official theme for the anniversary of Finnish independence. Because it is together, or not at all, that we will solve the acute problems of our shared planet and of our shared humanity. And it is together with the rest of the world that we must build a better future for our children.

 

Ein feste Burg ist unser Gott
A Mighty Fortress Is Our God

The Proclamation of the Christmas Peace in Turku in 2009, where the hymn “A Mighty Fortress is our Lord” is sung every year. By Palosirkka, original by LPfi. Wikimedia Commons. CC BY-SA 3.0.The hymn “A Mighty Fortress Is Our God” illustrates very well how the Lutheran Faith and Finnish identity have been intertwined in Finland. The hymn is well-known also elsewhere in the Protestant world, but in Finland it has gained the status of “national hymn”. It has been sung in the fateful hours of the nation, as in 1939, when the delegation of Finland was leaving for Moscow for the peace negotiations with the Soviet Union. The hymn is still sung every Christmas during the proclamation of the Christmas peace, together with the national anthem of Finland.

 

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